Teil 5: Hinter den Kulissen von Midna und Schlawiner - Das Zombiefeld

Die Schreibpause, die keine war

Die Rohfassung meines Romans war fertig. Um den Blick eines »Fremden« auf mein Geschriebenes zu bekommen, verordnete ich mir eine Zwangspause von der Manuskriptarbeit. Ich freute mich auf ein paar Wochen Auszeit, endlich konnte ich mich mal wieder anderen Dingen widmen.

 

Keine zwei Wochen hielt ich es ohne Schreiben aus. An meinen Roman wollte ich mich aber noch nicht wagen, er spukte mir noch viel zu präsent im Kopf herum. Also kramte ich in meinem Ideenordner, ob da nicht eine Geschichte schlummerte, aus der ich was Fluffiges zaubern konnte. Was zum schnellen fertig werden, bei dem ich mein Hirnschmalz nicht gar so anzustrengen brauchte. Ich stolperte über eine fünfzeilige Idee, die von sprechenden Sonnenblumen handelte. Ja, mit der wollte ich spielen.

  

Ein paar Dinge musste ich mir vor dem Schreiben aber noch überlegen:

  • Welchen Umfang soll Projekt »Sonnenblumen« haben?
    Ich wollte mich nicht lange mit Beschreibungen von Figuren oder Schauplätzen aufhalten, sondern mich mitten ins Geschehen werfen und setzte mir ein schnell erreichbares Ziel von 5000 Wörtern.
  • Wer ist meine Zielgruppe?
    Nachdem es um sprechende Sonnenblumen ging, lag es auf der Hand: Eine Kurzgeschichte für Kinder sollte es werden – für meine Nichten und Neffen.
  • Wovon handelt die Geschichte?
    Ich hatte nur ein grobes Bild im Kopf – im wahrsten Sinne des Wortes. Statt die Handlung in ein paar Sätzen aufzuschreiben, wie ich es sonst tat, habe ich ein Bildchen gekritzelt und der Spaß konnte beginnen.
Plot von Midna und Schlawiner in Bild und Farbe
Die Handlung meiner Geschichte in Bild und Farbe

Projekt »Sonnenblumen« startet

Nachdem ich so viel Zeit am PC verbracht hatte, wollte ich mein kleines Projekt diesmal per Hand schreiben. Das soll ja auch die Kreativität beflügeln, hatte ich mal gelesen. Völlig entspannt machte ich mich ans Werk und freute mich, dass die Schreiberei diesmal nicht in Arbeit ausarten würde. Von wegen.

 Kurz schreiben und in kindgerechter Sprache, stellte mich vor eine ganz neue Herausforderung. Auch direkt ins Geschehen zu springen, ohne auf eine bestimmte Szene zuzuschreiben, gestaltete sich schwieriger als gedacht. Was konnte ich weglassen, um die Handlung zu straffen? Ich wollte die Kinder ja nicht langweilen mit langen Sätzen, Beschreibungen des Drumherum und Erwachsenenwörtern. Sie sollten ja gleich was erleben.
Immer wieder musste ich mich daran erinnern, dass es ja ein Spaßprojekt war und die Kinder der Familie sowieso begeistert von der Geschichte ihrer Tante sein würden. Als ich den inneren Zensor endlich abgeschaltet hatte, flutschte es.

 

Außer meinem Bild, das mir die grobe Handlung skizzierte, hatte ich keinerlei Vorstellung von den Charakteren oder was sie erleben würden. Ich schrieb, wie es mir gefiel. Die beiden Bauern Seppi und Franz sprachen auf bayrisch miteinander, Midna und Schlawiner, meine beiden Sonnenblumenkinder, stürzten sich von einem Abenteuer ins nächste und weitere Charaktere traten dem Spektakel bei. Mal wieder machte ich die Erfahrung, dass ich als Autorin nichts zu melden hatte. Was die Charaktere erleben wollten und mit wem, musste ich - wie ein hirnloser Befehlsempfänger - niederschreiben.

Regelmäßig setzte ich die geplante Wortanzahl nach oben, bis die Geschichte zu Ende erzählt war. Aus den geplanten 5000 Wörtern wurden 18.000 Wörter.

Schon wieder dieses unberechenbare Autorenleben

Irgendwie war ich traurig, als es vorbei war. Midna und Schlawiner auch. Sie hingen mir am Rockzipfel und bettelten darum, sie nicht einfach so Larifari stehen zu lassen. Sie wollten in ein echtes Buch geschrieben werden – mit Bildern drin.

Tagelang versuchte ich den beiden, bzw. mir, diese flugse Idee von der Veröffentlichung auszureden. Ich wusste ja, dass das wochenlanges Überarbeiten und viel Denkarbeit mit sich bringen würde. Und zeichnen konnte ich auch nicht! Aber ich fühlte mich herausgefordert. Schließlich hatte ich bisher nur sachliche Texte überarbeitet, aber noch nie eine erfundene Geschichte. Und warum nicht mal was Neues ausprobieren und Zeichnen lernen?

Mein erster Roman sollte also nicht der sein, der aufs Überarbeiten wartete, sondern ausgerechnet mein Spaßprojekt, das nur entstand, weil ich den Kopf für meinen Debütroman frei bekommen wollte.

Zum zweiten Mal hatte sich mir ein Buch aufgedrängt, das gar nicht als solches geplant war.

Jetzt wurde es doch Arbeit

Grimms Märchen - Illustrationen
Grimms Märchen - Illustrationen

Mit dem Überarbeiten kam ich gut voran. Nur das mit den Illustrationen bereitete mir Sorgen. Zu gerne hätte ich mein Buch illustriert, wie das der Gebrüder Grimm (siehe Bild). Aber ich musste akzeptieren, dass mir dazu einfach das Talent und das Knowhow fehlte. Leider hatte ich aber eine ziemlich genaue Vorstellung von den Bildern, die in mein Buch sollten. Also durchforstete ich das Netz nach einfachen Motiven, die mir passend für mein Buch erschienen und versuchte, sie nachzumalen. Stundenlang zeichnete ich Gesichter, um ihnen Emotionen zu verpassen und Leben einzuhauchen. Das war eine faszinierende Erfahrung, denn minimalste Striche konnten aus einem freudigen Gesicht ein ironisches oder gar boshaftes machen.

 

Drei Zeichenblöcke und vier Wochen später hatte ich endlich die Bilder zusammen und war mächtig stolz darauf. Ich malte sie aus, scannte sie, fügte sie ins Manuskript ein und lud die Buchdateien hoch. Wie sich herausstellte, schnellten die Druck- und Lieferkosten durch die farbigen Malereien derart in die Höhe, dass ich einen utopisch hohen Preis für das Kinderabenteuer hätte verlangen müssen. Schweren Herzens trennte ich mich von den bunten Illustrationen und wählte die Variante in schwarzweiß. Ich tröstete mich damit, dass eine etwaige Verfilmung der Geschichte wenigstens in knalligen Farben sein würde.

Das Cover

Für das Cover wühlte ich mal wieder durch die Datenbank von adobe.stock, fand aber einfach kein passendes Motiv. Ich klagte mein Leid meiner Nichte. Marlene ist 16 und zeichnet seit Jahren. Gerne hätte ich das komplette Buch von ihr illustrieren lassen, aber ihre Kunst geht eher in Richtung Modedesign, weshalb sie natürlich wenig Bock auf meine kindlichen Motive hatte. Dennoch mailte sie mir ein paar Stunden später das Bild von einem Sonnenblumenfeld, das sie eigens für mein Buch angefertigt hatte und obendrein steuerte sie noch eine Bleistiftzeichnung für das erste Kapitel bei, die ich vor Wochen mal bei ihr angefragt hatte. Sie hatte mir genau das geschickt, wonach ich suchte! Endlich konnte ich das Cover fertig machen und hatte obendrein auch noch ein sagenhaftes Bild fürs erste Kapitel bekommen.

 

Das Cover war fertig gestaltet, zufrieden war ich nicht. Irgendetwas fehlte. Es sollte noch einen Ticken fröhlicher und lustiger sein. Klar, es fehlten Midna und Schlawiner auf dem Cover! Außerdem war es ein Sommerroman, wo war der blaue Himmel mit Schäfchenwolken? Und der Traktor des Bauern Seppi durfte auch nicht fehlen! 

Den Himmel und den Traktor kaufte ich dazu und fügte alles in meinem Bildbearbeitungsprogramm zusammen. Zu guter Letzt packte ich noch Midna und Schlawiner drauf und war happy, aufgeregt – und vor allem ungeduldig.

Der Veröffentlichungsfauxpas

In sieben Überarbeitungsrunden hatte ich mein Kinderabenteuer auf Herz und Nieren geprüft, an der Geschichte, einzelnen Sätzen und Wörtern gefeilt und war sicher, dass mein Buchbaby nun soweit war, an die Öffentlichkeit zu gehen.

 

Drei Stunden nach dem Klick auf »Veröffentlichen«, schickte meine Freundin mir eine Nachricht, sie habe das E-Book soeben gekauft. Natürlich lud ich mir mein Buch auch gleich herunter. Himmel, war ich aufgeregt! Erst recht, weil meine Freundin die Geschichte abends ihren Kindern vorlesen wollte!  

Am nächsten Morgen bekam ich die ersehnte Rückmeldung. Die Jungs (5 & 7 Jahre) erzählten mir aufgeregt, was Midna und Schlawiner alles anstellten - die Story funktionierte! Dann schickte mir meine Freundin einige Fotos und ich geriet in Schockstarre. Sie hatte Screenshots von Buchseiten geschickt und Fehler markiert. Fehler!!! Ein ausgelassenes Wort hier, ein Rechtschreibfehler dort, zwei Mal dasselbe Wort hintereinander etc.

Panisch hockte ich mich an den PC und checkte, ob schon jemand das Buch gekauft hatte. Zum Glück hatte es noch niemand entdeckt. Ich korrigierte die Datei, aber bevor ich die Änderungen übernahm, las ich mir das Buch selbst laut vor. Und verflucht noch eins, wie konnte ich so viele Dinge übersehen?!
Zum Glück war die korrigierte Version innerhalb weniger Stunden verfügbar und niemand, außer meiner Freundin, hatte die fehlerhafte je zu Gesicht bekommen. Uffz, Schwein gehabt.

Was ich bei diesem Buch gelernt hab

  • Ein Kinderbuch schreiben ist herausfordernd, macht aber unglaublich viel Spaß.
  • Für die Korrektur braucht es mehr als nur eine Testperson und den eigenen kritischen Blick.
  • Das Auge filtert Stolperfallen heraus, die Zunge nicht - laut lesen ist Pflicht!

Besonders gefreut hat mich, dass die Jungs meiner Freundin gleich am nächsten Tag Sonnenblumensamen ausgesät haben und ihr eigenes Feld bewirtschaften möchten. Ein schöneres Kompliment hätte ich mir nicht wünschen können.


Midna und Schlawiner - Das Zombiefeld - Als E-Book und Taschenbuch erhältlich
Als E-Book und Taschenbuch erhältlich

 

Allen großen und kleinen Abenteurern wünsche ich viel Freude mit 

Midna und Schlawiner

 

 

 

Das Buch ist als E-Book und Taschenbuch bei amazon erhältlich.


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