Midna & Schlawiner - Ein Weihnachtsabenteuer

Die Sonnenblumenkinder belauschen ihre Bauern Seppi und Franz. Sie erfahren,
 dass es in der Nacht schneien soll – und das am 22. August!
Mit Hilfe ihrer Freunde versuchen die Kinder alles über
Weihnachten und Schnee zu erfahren, um ihre Felder vor dem Erfrieren zu retten. Die Kinder haben nur wenige Stunden Zeit, um und die Katastrophe abzuwenden. Werden sie es schaffen?


Die Sonnenblumenkinder belauschen Seppi & Franz

Seppi hockte auf seinem Lieblingsplatz, der Holzbank vor seiner Scheune, und hörte Radio. Franz setzte sich zu ihm.
»Servus Seppi«, grüßte Bauer Franz seinen Freund.
»Servus Franz, host heit scho Radio kead?«
»Na«, erwiderte Franz.
Seppi blickte seinen Freund mit großen Augen an. »Schnee homs gsogt fia heid Nochd – bis auf 500 Mädda!«
»Sacklzement! Ja, is denn heid scho Weihnachten?!«, gab Franz erschrocken zurück.
Verzweifelt legte Seppi seinen Kopf in die Hände. »Herrschaft, mia ziang doch Sonnabluama groß und koane Eisbluama.«
Franz klopfte Seppi auf die Schulter. »Jetz mach ma nacha erst amoi Brotzeit, dann werd uns scho eifoin, wiama unsare Foida räddn kenna.«
Seppi seufzte. »I hoffs, sonst dafrian unsare schena Bleame.«

 

Schockiert rissen die Sonnenblumenkinder die Augen auf.
»Ich wusste, dass was Schlimmes passiert, wenn wir lauschen!«, schimpfte Suri.
»Wir lauschen nicht, wir betreiben Feldforschung«, widersprach Midna. Tobis Blick verdüsterte sich. »Aber nicht mehr lange«, sagte er.
»Wir werden alle erfrieren«, rief Schlawiner panisch, »mitten im August!«
»Pssst«, mahnte Midna, »ich will hören, was unsere Bauern sagen.«

»Kema deine Leit heia wida an Weihnachten?«, fragte Franz.
»Ja, freilig, de Kinda gfrein si doch as ganze Johr aufs Christkind.« Schod, dass des blos no noch Bayern kimd, bei de Preiß´n kimd da Weihnachtsmann.«
Franz zuckte mit den Schultern. »Ja mei, wos wuisd machn, den meng d Kinda hoid a. Und Gschänggä bringas olle zwoa.«
Seppi blickte verträumt drein. »D´Weihnachtszeit is a ganz a bsondre Zeit«, schwärmte er.

 

»Ich mag Geschenke«, schwärmte auch Suri und streichelte gedankenverloren eines ihrer Blütenblätter.
»Oh ja«, stimmten die anderen Kinder ihr zu. Alle, bis auf Midna.
Sie blickte ihre Freunde zornig an. Dann platzte es aus ihr heraus: »Wir erfrieren heute Nacht wegen diesem besonders blöden Weihnachten und seinem besonders blöden Schnee, den er im Schlepptau hat und ihr denkt an Geschenke?!«
»Aber was sollen wir denn tun?«, fragte Suri kleinlaut. Die Kinder sahen Midna erwartungsvoll an.
Midna richtete sich gerade und sagte: »Wir müssen alles über Weihnachten und Schnee herausfinden, bestimmt fällt uns dann etwas ein, damit wir unsere Felder beschützen können.
Schlawiner rieb sich den Kopf. »Aber wie denn? Wir sind Blumen des Sommers und unsere Familien hätten uns doch von Weihnachten und Schnee erzählt, wenn sie schon mal davon gehört hätten.«
Tobi seufzte. »Kennt hier jemand jemanden, der jemanden kennt, der was darüber weiß?
Midna sprang auf. »Ich weiß, wen wir fragen: Die Eichhörnchen! Die sind das ganze Jahr über draußen.«
Die Gesichter der Kinder hellten sich auf und Midna plapperte aufgeregt weiter. »Wir teilen uns auf, damit wir möglichst schnell was von den Fünfen erfahren.«
»Ich frag Christian«, rief Suri, »der spielt bestimmt mit Johann Sebastian Bach, dann kann ich den auch gleich fragen.«
»Super Idee«, sagte Midna, »und ich gehe zu Marlene. Sie sitzt bestimmt auf ihrem Lieblingsbaum und futtert Nüsse.«
»Ich frag Simon«, sagte Schlawiner, »der hockt sicher bei der großen Baumwurzel.
»Und Luisa finde ich bestimmt beim Tümpel«, rief Tobi begeistert aus.

Midna zeigte auf die große Buche. »Dort treffen wir uns, wenn die Sonne mittig über dem Blätterdach steht. Möge der Wind uns beistehen.« Dann trennten sich die Wege der Kinder.

Suri, Johann Sebastian Bach & Christian

Suri eilte zum Ufer des Baches. Dorthin, wo das Gras so schön grün und das Schilf so schön hoch war.

»Johann Sebastian, kennst du Weihnachten?«, fragte Suri.
Der Bach plätscherte hektisch und Johann Sebastian erschien auf der Wasseroberfläche.
»Weihnachten? Da hab ich zuletzt meine Schwester gesehen und heute ist sie endlich wieder über die Ufer getreten. Mein Kumpel, der Biber, hat einen Damm gebaut und ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen«, plapperte Johann Sebastian und zog sprudelnd weiter.
»Mit mir wollte er auch nicht spielen«, sagte Christian enttäuscht, der gerade dabei war, für seine Sandburg einen Steinturm zu bauen.
Midna hatte Christian gar nicht bemerkt und erschrak so sehr, dass sie stolperte. Während sie wild mit den Armen ruderte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, sah Christian erschrocken dabei zu, wie sie in seinen mühsam errichteten Steinturm stürzte und ihn einriss.
»He, du hast meinen Turm kaputt gemacht!«, schimpfte er.
»Entschuldige«, sagte Suri und hockte sich zu Christian. Gemeinsam bauten sie Steinchen für Steinchen wieder auf.
»Kennst du Weihnachten?«, fragte Suri.
Christian kratzte sich hinterm Ohr. »Wohnt der nicht auch im Wald?«
»Ich glaub nicht, aber der hat seine eigene Zeit, die Weihnachtszeit«, erklärte Suri.
Christian bekam große Augen. »Woah, wie cool ist das denn? Spielst du mit mir Christianzeit?«
Suri schüttelte wortlos mit dem Kopf. Christian versuchte erneut sein Glück. »Und wenn wir danach Surizeit spielen?«
»Das geht jetzt leider nicht. Ich muss unbedingt herausfinden, was man gegen Weihnachten und Schnee tun kann.«
Christian lächelte Suri an. »Du brauchst keine Angst vor Schnee zu haben, der ist ganz weich und flauschig und glitzert. So wie Schneeflöckchen, wenn man sie mit Wasser vollspritzt«, sagte Christian und setzte das letzte Steinchen auf den Turm. »Kennst du Schneeflöckchen?«
»Das tollpatschige Babykätzchen von Minka und Snowball?«
Christian nickte. »Wenn du sie nass spritzt, glitzert sie so schön wie der Schnee, der vom Himmel fällt. Du musst sie dir nur ganz klein vorstellen, so minisch wie ein Marienkäfer.«
Suri stellte sich einen Marienkäfer mit weißem Fell vor und fand die Vorstellung gruselig.
»Aber was passiert, wenn es schneit?«, fragte Suri.
»Dann ist, glaub ich, Weihnachten«, antwortete Christian.
»Und was passiert, wenn Weihnachten ist?«, bohrte Suri weiter.
»Dann schneit es«, erwiderte Christian.


Suri war verwirrt. Weihnachten kam, wenn es schneite und Schnee kam nur, wenn Weihnachten auch da war.
Suri half Christian noch beim Wasser schöpfen für den Graben, den er inzwischen um die Burg gebuddelt hatte und machte sich dann auf den Weg zurück zur alten Buche. Sie betete zur Sonne, dass die Informationen, die sie hatte, nützlich waren.

Tobi & Luisa

Tobi ging ein Stück in den Wald hinein zu Luisas Lieblingsplatz, dem Tümpel. Luisa hockte über dem Wasserloch und betrachtete ihr Spiegelbild.
»Bin ich nicht entzückend?«, fragte Luisa.
Sie streichelte über ihre haarigen Bäckchen, ohne den Blick von der Wasseroberfläche zu wenden. »Und kuschelig bin ich auch.« Dann ließ Luisa eins ihrer Tasthaare durch die Pfote gleiten. »Und meine Tasthaare…hast du gesehen, wie gerade die gewachsen sind?«
Tobi beschlich zunehmend das Gefühl, dass er Luisa bei etwas störte, dennoch musste er wissen, was sie wusste.
»Weißt du was über Weihnachten?«
»Klar«, sagte Luisa und wand sich Tobi zu, »von dem ist doch dieses wunderschöne Lied. Dann begann Luisa zu singen und Tobi lauschte der schönsten Melodie und den schönsten Wörtern, die er jemals gehört hatte. Sogar die Tiere des Waldes wurden ganz still und spitzten die Ohren.

Stille Nacht, heilige Nacht
alles schläft, einsam wacht
nur das traute hochheilige Paar
holder Knabe im lockigen Haar
schlaf in himmlischer Ruh
schlaf in himmlischer Ruh.

Stille Nacht, heilige Nacht
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb´ aus deinem göttlichen Mund
da uns schlägt die rettende Stund‘
Christ, in deiner Geburt
Christ, in deiner Geburt.

Stille Nacht, heilige Nacht
die der Welt Heil gebracht
aus des Himmels goldenen Höh‘n
uns der Gnaden Fülle lässt seh‘n
Jesus, in Menschengestalt
Jesus, in Menschengestalt.

Stille Nacht, heilige Nacht
Stille Nacht! Heilige Nacht
wo sich heute alle Macht
väterlicher Liebe ergoss
und als Bruder huldvoll umschloss
Jesus, die Völker der Welt
Jesus, die Völker der Welt.

Stille Nacht, heilige Nacht
lange schon uns bedacht
als der Herr vom Grimme befreit
in der Väter urgrauer Zeit
aller Welt Schonung verhieß,
aller Welt Schonung verhieß.

Stille Nacht, heilige Nacht
Hirten erst kundgemacht
durch der Engel Halleluja,
tönt es laut von Ferne und Nah
Christus, der Retter, ist da
Christus, der Retter ist da.

(Text von Joseph Mohr 1816,  Melodie von Franz Xaver Gruber 1818)

Eine Träne kullerte Tobi über die Wange, so gerührt war er.
»Das Lied streichelt mein Herz, dann fühlt es sich ganz warm an«, sagte Luisa.
»Kennst du auch ein Lied über Schnee?«, wollte Tobi wissen, der unbedingt weiter Luisas Gesang lauschen wollte. Und wenn er dann auch noch was über Schnee erfahren würde, umso besser.
Luisa schüttelte sich. »Ich singe nicht von Schnee, der gefriert mein Herz.« In Wahrheit mochte Luisa den Schnee, wollte aber nicht zugeben, dass sie kein Lied über ihn kannte.
»Tut Schnee weh?«, wollte Tobi wissen.
Luisa lächelte. »Iwo, Schneeflocken sind weich…wie eine Babyvogelfeder. Und die Sonne bringt sie zum Funkeln, dann schaut alles aus wie verzaubert.« Dann verzog sie das Gesicht. »Aber manchmal tut Schnee doch weh. Vor allem, wenn Nussi einen Ball draus formt und ihn mir auf den Kopf wirft.«
Tobi verstand nur Bahnhof. »Also tut Schnee jetzt weh oder nicht?«
Luisa kicherte und erklärte: »Wenn Schneeflocken vom Himmel fallen, kann man mit ihnen spielen. Die Mädchenflocken glitzern rosa und die Jungenflocken blau. Sie kuscheln sich ins Fell und dann lassen sie einen plötzlich vor Kälte erschaudern, das ist lustig.«
»Ich finde Erschaudern nicht nett«, stellte Tobi fest.
Luisa zuckte mit den Schultern. »Schnee macht Spaß und ist blöd zugleich. Schau mal, wie niedlich ich aussehe, wenn ich so mit den Ohren wackel.«

Tobi achtete nicht auf Luisas Wackelohren. Er grübelte, runzelte die Stirn und seufzte. Luisa ging auf Tobi zu und tätschelte seinen wuscheligen Blütenkopf. »Sei nicht traurig, nur weil du keine Ohren zum Wackeln hast. Du hast dafür gelbe Blütenblätter und sogar ganz viele davon.«

 

Tobi war verwirrt. Er hatte das schönste Lied der Welt gehört, das von Weihnachten erfunden wurde und Schnee machte Spaß oder auch nicht. Es war Zeit, zur Buche zu gehen. Vielleicht ergab ja alles einen Sinn, wenn er den anderen berichtete, was er herausgefunden hatte. Tobi hoffte es.

Schlawiner & Simon

Simon hockte auf einer Baumwurzel und war gerade dabei, mit den Zähnen eine Walnuss zu knacken.
»Was macht ihr eigentlich, wenn der Sommer vorbei ist«, fragte Schlawiner.
»Nüsse sammeln. Viiiele Nüsse. So viele Nüsse, wie es nur geht. Liegt erst mal Schnee, finden wir nix mehr.«
»Erzähl mir vom Schnee«, bat Schlawiner.
»Fällt in Flocken vom Himmel und ist ganz weich. Und kalt, brrr.«
Simon schüttelte sich und rieb sich die Pfoten. »Aber es macht auch total Spaß mit ihm zu spielen. Und wenn die Sonne auf ihn draufscheint, dann glitzert er und alles sieht irgendwie schön aus.«
»Und Weihnachten?«, wollte Schlawiner wissen.
»Da werden die Menschen irgendwie leiser. Wahrscheinlich, weil sie damit beschäftigt sind, überall Lichter aufzuhängen.«
»Wieso hängen sie Lichter auf?«
»Damit der Weihnachtsmann ihr Haus findet.«
Schlawiner spürte, dass er ganz nah dran war, etwas Wichtiges herauszufinden und fragte: »Warum muss er die Häuser finden?«
»Weil er den Menschen Geschenke bringt«, antwortete Simon.
Dann wurden seine Augen groß und er streckte seine Pfoten weit aus. »Der Weihnachtsmann hat einen riiiesen Bulldog, der fliegen kann!«
Schlawiner schüttelte ungläubig den Kopf. »Das geht doch gar nicht.«
»Doch«, widersprach Simon, »Eichhörnchen ziehen ihn durch die Luft.«
»Pf, Eichhörnchen können gar nicht fliegen«, gab Schlawiner zurück.
»Doch«, erwiderte Simon bockig, »weil der Geist der Weihnacht sie verzaubert hat.«
Das leuchtete Schlawiner ein. Schließlich war sein Feld ja auch schon mal verzaubert gewesen, aber er und seine Freunde konnten alle retten – und diesmal würden sie das hoffentlich wieder schaffen.
»Erzähl mir alles, was du weißt«, drängte Schlawiner. Und Simon erzählte alles, was er wusste:
»Wenn es ganz stark schneit, baut der Weihnachtsmann einen Schneepflug an seinen Traktor und die Eichhörnchen dürfen sich im Anhänger aufwärmen und ganz viele Nüssli essen. Haselnüsse, Walnüsse, Bucheckern und sogar gebrannte Mandeln.«
Simon verstaute die Walnuss, die er nicht geknackt bekam in der Baumwurzel und wedelte sich ein paar Tannennadeln vom Schweif. »Ich muss los. Nüsse jagen. Marlene hat schon wieder unsere ganzen Vorräte aufgefuttert.« Und schon flitzte Simon den nächstgelegenen Stamm hoch und ließ Tobi zurück.

 

Schlawiner blickte ihm nach und murmelte: »Danke, Simon. Du hast mir geholfen…vielleicht.« Nachdenklich machte er sich auf den Weg zur alten Buche.

Midna & Marlene

Marlene lümmelte auf einem Ast. Sie hatte sich aus Zweigen und Blättern eine Hängematte gebaut, schaukelte und sonnte sich.
»Ähem, ähem«, räusperte sich Midna. Marlene reagierte nicht.
Midna versuchte es erneut, diesmal etwas lauter: »Ähem, ähem!« Marlene hielt wohl ein Nickerchen. Midna hatte aber keine Zeit zu warten, bis Marlene ausgeschlafen hatte. Sie reckte ihren Kopf nach oben und schrie: »Was weißt du über Weihnachtäään!«
Marlene streckte sich und gähnte. Dann hockte sie sich gemächlich auf und sah Midna aus verschlafenen Äuglein ein. »Ich mach Siesta, was brüllst du so rum?«
»Ich muss alles wissen, was du weißt!«, sagte Midna aufgeregt.
»Das könnte dauern, ich weiß ziemlich viel«, sagte Marlene und griff nach einer Haselnuss, die in einer Astgabel steckte.
»Sag mir alles über Weihnachten und Schnee«, erwiderte Midna.
Marlene überlegte, während sie die Schale der Haselnuss mit ihren Pfoten polierte.
»Weihnachten…viel zu viele Lichter...stören beim Schlafen…Schnee…«, Marlene schüttelte sich, »Brrr, kalt. Und nass.«
Midna wurde ungeduldig. Marlene war doch sonst so eine Plaudertasche, wenn sie was wusste, das andere nicht wussten.
»Soll das alles sein? Lichter–kalt–nass?«
»Du bist voll unchillig, Midna«, sagte Marlene und polierte weiter ihre Haselnuss auf Hochglanz. »In der Weihnachtszeit«, fuhr sie fort, »nehm ich immer locker 200 Gramm zu.«
»Warum?«
»Weil ich wegen der Haufen Lichter nicht schlafen kann und dann futter. Kennst du gebrannte Mandeln? Die sind sooo zuckersüß und liegen in der Weihnachtszeit haufenweise rum«, schwärmte Marlene und verdrehte verträumt die Augen.
Midna interessierte sich weder für Menschenfutter noch für Marlenes Essgewohnheiten. »Sag mir, was du über Schnee weißt«, befahl Midna.
Marlene schüttelte sich. »Bäh, den mag ich nicht.«
»Tut er weh?«, fragte Midna besorgt.
»Meistens nicht.«
Zornig stampfte Midna auf. »Marlene, jetzt platzt mir aber gleich der Stempel! Lass dir doch nicht alles aus dem Schnäuzchen ziehen! Heute Nacht wird Weihnachten kommen und er wird diesen Schnee dabei haben und wenn wir die beiden nicht aufhalten, werden wir erfrieren!«
Marlene hauchte auf die Haselnuss und polierte weiter die Schale auf Hochglanz. »Frag doch Nussi«, motzte Marlene, »der hat mal in einem Christbaum bei einem Menschenkind gewohnt.«
Nussi! Wie konnten sie ihn nur vergessen? Midna blickte in den Himmel. Ihr blieb keine Zeit mehr Nussi zu suchen, die Sonne stand gleich über der alten Buche.
»Bitte Marlene, finde du Nussi. Wir treffen uns an der alten Buche, mach schnell, es geht um Leben und Tod!«
Marlene ließ vor Schreck die glänzende Nuss fallen. »Sag das doch gleich!« Dann hopste sie auch schon von Ast zu Ast und verschwand raschelnd im Wald.

 

Midna hatte nichts Nützliches von Marlene erfahren und hoffte, dass sie Nussi rechtzeitig fand…bevor Weihnachten und Schnee ihre Felder heimsuchten.

Bei der alten Buche

Die Sonnenblumenkinder steckten die Köpfe zusammen und erzählten sich der Reihe nach, was sie herausgefunden hatten.

Suri dachte an einen Marienkäfer mit weißem Fell. Davon erzählte sie den anderen aber nichts. Die würden sie nur auslachen und für verrückt halten, also sagte sie: »Johann Sebastian hatte keine Zeit und Christian ärgert gern Schneeflöckchen, die Babykatze». Die Sonnenblumenkinder blickten enttäuscht drein.
Tobi dachte an das wunderschöne Lied und daran, wie er bei Luisas Gesang flennen musste. Das behielt er lieber für sich und sagte: »Weihnachten hat ein eigenes Lied und es gibt rosa Mädchenschnee und blauen Jungenschnee. Mal macht Schnee Spaß, mal nicht.« Auch mit diesem Wissen konnten die Kinder nichts anfangen und zuckten ratlos mit den Schultern.
Schlawiner beschloss, den anderen nichts von den fliegenden Eichhörnchen, die den Weihnachtsmann in einem Bulldog samt Hänger durch die Lüfte zogen zu erzählen. Er hatte auf dem Weg zur Buche darüber nachgedacht und war sich sicher, dass Simon das nur erfunden hatte, um ihn zu veräppeln. Also sagte er: »Wenn Schnee da ist, finden die Eichhörnchen kein Futter mehr.«
»Oh«, machten die Kinder und waren sich einig, dass Schnee, auch wenn er manchmal lustig war, nichts Gutes verheißen konnte.
Midna war noch immer sauer auf Marlene, weil sie überzeugt war, dass sie ihr nur Schneckenschleim erzählt hatte und sagte »Wenn Weihnachten kommt wird Marlene fett.« Schlawiner kicherte. Irritiert legte Suri den Kopf schief: »Das geht ja nur, wenn Weihnachten ohne Schnee kommt, weil mit Schnee finden die Eichhörnchen doch kein Futter, oder?«

Wie sehr sie sich auch anstrengten, die Kinder konnten das Rätsel um Weihnachten und Schnee nicht lösen. Mit traurig hängenden Köpfchen saßen sie auf dem Boden und schwiegen. Alle hatten sie befragt, die etwas über Weihnachten wussten und trotzdem rein gar nichts erfahren. Tobi sprang auf. »Wir haben Nussi vergessen, der weiß bestimmt was!«
Ehe die anderen sich freuen konnten, warf Midna ein: »Marlene sucht ihn bereits.«
Enttäuscht hockte Tobi sich wieder hin. Die Kinder schwiegen weiter und ihre Köpfchen hingen immer trauriger zu Boden.
»Wir werden erfrieren«, schluchzte Suri los.
»Da hilft nur noch ein Weihnachtswunder«, rief Nussi, flitzte an den Kindern vorbei den Baumstamm hoch und hockte sich auf den untersten Ast. Dann rasten auch Marlene, Simon, Luisa und Christian an ihnen vorbei, flitzten den Baum hoch und nahmen ebenfalls auf dem Ast Platz.

»Nussi ist da«, jubelten die Sonnenblumenkinder.
»Marlene hat mir auf dem Weg hierher alles erzählt«, sagte Nussi aufgeregt. Midna blickte ihn verzweifelt an. »Was können wir nur tun?«
Nussi stopfte sich zwei Haselnüsse in die rechte Backe und zwei Bucheckern in die linke.
»Pafft gut auf, iff erpfähl die Gefifte nur ein einpfigef Mal.«
»Eine Geschichte«, triumphierte Christian und klatschte in die Pfoten. Nussi schluckte laut und begann zu erzählen:
»Weihnachten feiert jedes Jahr einen ganzen Mond lang eine riesen Geburtstagsparty und–«
Schlawiner schüttelte ungläubig den Kopf. »Wer feiert denn einen Mond lang Geburtstag?«
»Na, ihr Bauer«, antwortete Nussi.
»Welcher Bauer?«, wollte Tobi wissen.
»Der Oberbauer von den Menschen«, erklärte Nussi.
»Ahaaa«, sagte Midna, denn es hörte sich an, als wäre das eine wichtige Information. Gebannt lauschten die Kinder Nussis Worten.
»Ich hab mal an Weihnachten bei den Menschen in einem Christbaum gewohnt. Habt ihr schon mal gebrannte Mandeln gegessen? Ein Traum sag ich Euch. Und die Menschen haben einen Weihnachtsgeist. Eigentlich sogar drei.«
Den Sonnenblumenkindern stand der Mund offen.
»Bitte keine Geister«, flehte Suri, »ich hab immer noch Albträume von den Zombies.«
»Gut, dann nenn ich sie halt heilige drei Könige, auch wenn Geister viel cooler wären«, motzte Nussi und stopfte sich eine weitere Ladung Nüsse in die Backen.
»Iff fang noffmal an«, sagte er und schluckte nochmal laut.
»Es waren einmal eine Bäuerin und ein Bauer und die haben ein Junges bekommen. In einem Stall. Und draußen hat es einen Schneesturm gegeben.«
Suri kauerte sich an Tobi. »Sind sie erfroren?«
Nussi blickte strafend in die Runde. »Darf ich jetzt weiter erzählen?«
Die Kinder nickten. Nussi steckte sich zwei Walnüsse in den Mund und mümmelte.
»Waf die Familie aber nift wuffte war, daff…» Nussi schluckte geräuschvoll und riss dann die Pfoten über den Kopf, »…dass über ihrem Stall ein Stern leuchtete, der die heiligen drei Geister anlockte!«
»Keine Geister«, schluchzte Suri. Tobi rupfte sich eins seiner Blütenblätter aus und reichte es Suri. Sie schnäuzte hinein.
Nussi seufzte. »Na gut, dann lockte der Stern eben die heiligen drei Könige an. Und weil der Stern so schön geleuchtet hat, wollten sie da hin, haben Geschenke eingepackt und sich auf den Weg gemacht. Gefunden haben sie dann den frierenden Menschenkeimling mit seinen Eltern und haben sie gerettet.«
»Vor wem gerettet«, fragte Tobi, der sich vor Spannung ein paar Blütenblätter ausgerupft hatte und darauf herumkaute.
»Vor der Kälte. Hätten die heiligen drei Gei…äh…Könige sie nicht gefunden, wären sie bestimmt erfroren.«
»Wie hieß denn das Menschlein?«, wollte Suri wissen.
»Jesus Christus«, antwortete Nussi.
»Cooler Name«, sagte Simon.
Was für Geschenke haben die heiligen drei Könige denn mitgebracht«, wollte Christian wissen.
»Stroh. Damit haben sich alle zugedeckt, sie waren geschützt vom Schnee und niemand ist erfroren.«
Midna sprang in die Höhe. »Stroh!«, rief sie, das hält unsere Wurzeln warm, wir müssen uns nur mit Stroh zudecken!«
Suri drehte sich hektisch im Kreis. »Wo sollen wir denn nur so viel Stroh für zwei Felder herbekommen?«
Schlawiner ergriff das Wort. »Ich war neulich im Schuppen vom Seppi und hab dort Strohballen gesehen.«
»Ich hab bei Franz im Schuppen auch welche gesehen!«, warf Tobi ein.
»Wir müssen uns beeilen«, sagte Midna, »damit unsere Felder zugedeckt sind, bevor Weihnachten und Schnee kommen, es wird schon dunkel und kalt ist es auch schon!«
Die Sonnenblumen- und Eichhörnchenkinder sausten los.

Am Feldrand angekommen

Abrupt blieben die Kinder am Feldrand stehen.
»Was ist das denn«, fragte Nussi.
Die Augen der Sonnenblumenkinder leuchteten, als sie erkannten, was auf ihren Feldern vor sich ging. »Seppi und Franz decken uns mit Stroh zu«, sagte Schlawiner. Midna gluckste vor Freude. »Und sie haben zwischen den Feldern ein Lagerfeuer gemacht, damit wir uns wärmen können.« Suri schluchzte schon wieder. »Franz und Seppi sind so lieb.«
»Pf, die ganze Aufregung umsonst«, sagte Tobi und wollte gerade auf sein Feld zurückkehren. Plötzlich zuckten die Kinder zusammen, weil Seppi lauthals brüllte: »Greizgruzefix, des Stroh glangd ned! Franz, wiafui hosd du no?«
»I hob a blos no oan Boin und as hoibe Foid liegt no offen do«, plärrte Franz zurück.
Seppi schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Ez kon uns blos no a Weihnachtswunda hoifn.«
»Vielleicht foid uns bei da Brotzeit wos ei«, rief Franz.
Seppi stieß einen tiefen Seufzer aus. »Guade Idee, back mas. I hob eh schowieda Hunga.« Dann verschwanden die beiden Bauern in Seppis Schuppen. Mit Tränen in den Augen blickten die Kinder auf ihre Felder, auf denen ihre Familien ahnungslos miteinander plauderten.
Midna scharrte mit ihren Wurzeln auf der Erde. »Ich hätte da eine Idee«, sagte sie, »sie ist bestimmt doof, aber-»
»Rück schon raus mit der Sprache«, raunzte Schlawiner ungeduldig.
»Wir spielen diese Weihnachtsgeschichte nach, vielleicht kommen dann auch die heiligen drei Könige und retten uns vor dem Erfrieren.«
»Aber woher sollen die wissen, wo sie hin müssen?«, fragte Suri, »wir haben doch gar keinen Stern.«
Midna wusste es nicht. Die Kinder ließen sich auf den Boden fallen und weinten. Alle, bis auf Nussi. Der stand auf den Hinterpfoten und spähte auf Seppis Schuppen und schob sich aufgeregt eine Pfote voll Nüsse in sein Schnäuzchen. »Faut! Faut!«
Die Kinder reckten ihre Hälse nach Nussi, der ganz aus dem Häuschen zu sein schien. »Heiliger Fdrohfack!«, sagte er, »Aff waf, heilige drei Fdrohfäcke! Ein Ftern, ein Ftern!« Krümel stoben aus seinem Mund auf die Kinder. Suri schnaubte genervt. »Und deshalb sollte man nicht mit vollem Mund reden.
»Genau«, stimmte Luisa ihr zu, »man versteht einfach nicht, was der andere sagt.«
»Aber schaut doch mal, worauf Nussi zeigt«, rief Schlawiner Tobi und deutete auf Seppis Schuppen.
Endlich blickten alle dorthin und Nussi schnaufte erleichtert aus.
»Ein Stern«, rief Midna, »auf Seppis Schuppen!«
»Woah, wie hell der ist!«, staunte Simon und suchte heimlich den Himmel nach dem fliegenden Traktor ab.
»Unsere Felder sehen so schön aus«, schluchzte Suri.
Auch Midna war ganz gerührt. »Wir werden gerettet«, flüsterte sie.
Tobi rupfte sich acht Blütenblätter aus und verteilte sie an seine vor Freude weinenden Freunde. Er selbst rupfte sich ein besonders großes Blütenblatt aus, denn er musste mehr heulen, als Suri es je getan hatte.
Nachdem die Kinder sich die Näschen geputzt und die Tränen aus den Augen gewischt hatten, marschierten sie pfeifend zur Feuerstelle.

Der erste Schnee & das Weihnachtswunder

Am Lagerfeuer wärmten sich die Familien der Sonnenblumenkinder. Auch Minka, Snowball und Schneeflöckchen lagen zusammengekuschelt bei den Flammen.

Helianthus zog die Kinder zu sich heran und druckste herum. »Kinder… ihr habt euch bestimmt schon gefragt…warum es so kalt ist.«
»Es wird schneien!«, rief Sunny panisch.
Midna winkte ab. »Wissen wir.«
»Aber das ist nicht schlimm«, sagte Schlawiner, »weil wir gerettet werden.« Sunny und Helianthus blickten sich sorgenvoll an, als hätten sie nicht verstanden, was Schlawiner gesagt hatte. »Wenn wir dicht zusammenbleiben«, erklärte Helianthus, »können wir uns gegenseitig wärmen, dann passiert uns vielleicht nichts.«

Schlawiner zeigte auf den leuchtenden Stern über Seppis Schuppendach. »Ihr braucht Euch keine Sorgen machen. Da oben ist der Stern, der lockt die heiligen drei Könige an. Die haben Stroh dabei, damit wir nicht erfrieren.«
Sunny streichelte über die Köpfchen ihrer Kinder. »Ich werde Eure hanebüchenen Geschichten diesen Sommer vermissen.«
Tobi stampfte zornig auf. »Wir werden nicht erfrieren! Ich weiß, was uns von Innen heraus warm macht. Und Luisa auch.«
Zähneklappernd blickten die Sonnenblumen zwischenTobi und Luisa hin und her. Luisa hockte am Feuer und betrachtete gedankenverloren ihre Pfoten. »Mein Fell hat so eine schöne Farbe im Feuerschein.«
»Luisa, sing dieses Lied, das vom Tümpel«, befahl Tobi. Luisa blickte ihn verständnislos an. »Ich kenne kein Tümpellied.«
Tobi verdrehte die Augen. »Das der Weihnachten geschrieben hat, wo es einem ganz warm wird ums Herz.« Luisa verstand und wackelte mit den Ohren. Dann stellte sie sich auf die Hinterpfoten, holte tief Luft und begann zu singen. Das aufgeregte Gebrabbel auf dem Feld verstummte. Alle lauschten dem wunderschönen Gesang, manche summten sogar die Melodie mit.

Die ersten Schneeflocken fielen vom Himmel und die Sonnenblumen schlotterten und drückten sich fest aneinander. Luisa sang immer weiter und die Kinder stimmten als erste mit ein. »Singt alle mit«, rief Luisa, »es wärmt wirklich!« Immer mehr der vor Kälte zitternden Sonnenblumen summten und sangen mit. Suri bestaunte die Schneeflocken. Sie sahen gar nicht aus wie pelzige Käfer. Sie hatten weder Augen noch Beine, nicht einmal Flügel. Niedlich waren sie, wenn sie das Näschen kitzelten und sie funkelten herrlich in allen Farben. Suri konnte sich gar nicht sattsehen.

Midnas Blick fiel auf Schneeflöckchen, die schnurrend am Feuer lag. Die herabfallenden Flocken bedeckten ihr Fell und glitzerten zauberhaft. Midna stutzte. »Schneeflöckchen, du bist doch ein Mädchen, wieso schimmerst du auch blau?«
Schneeflöckchen schüttelte sich und streckte Midna die Zunge raus. »Ich kann schimmern, wie ich will«, sagte sie, rollte sich wieder ein und schnurrte weiter.

»Wenn das so weiterschneit«, flüsterte Helianthus Sunny zu, »stehen wir bald bis zu den Blütenspitzen im Schnee. Das bedeutet unser Ende für dieses Jahr.«
»Sing, Helianthus, sing«, mahnte Sunny.

Das Lied war schon lange zu Ende, aber sie sangen es immer wieder von vorne. Inzwischen kannte jede Sonnenblume, jedes Eichhörnchen und sogar Schneeflöckchen und ihre Eltern den Text. Ein wunderschöner Chor schallte über die Felder in den flockenden Nachthimmel.

Stille Nacht, heilige Nacht
alles schläft, einsam wacht
nur das traute hochheilige Paar
holder Knabe im lockigen Haar
schlaf in himmlischer Ruh
schlaf in himmlischer Ruh…

 

Plötzlich hörten sie ein dumpfes Poltern. Es wurde immer lauter, dann erkannten sie Scheinwerfer. Ein Bulldog mit einem langen Anhänger knatterte heran. Er bog auf Seppis Feld und hielt vor der Scheune. Alle wurden mucksmäuschenstill und warteten gespannt, was geschehen würde. Suri kniff die Augen zusammen und flehte: »Bitte lass es keine Geister sein, bitte lass es keine Geister sein.« Die Schuppentür flog auf und Seppi und Franz traten heraus.
»Wos is do los«, sagte Seppi forsch.
»Wos wead do gschbuid«, raunzte Franz.
Drei Männer, eingepackt in dicken Jacken mit Schal, Mütze und Handschuhen sprangen vom Traktor und gingen auf Seppi und Franz zu. Einer sagte: »Mia hom den Stern bei Eich xeng und dann homa uns dengd: Bagg ma zam und bringa am Seppi und am Franz an Hänga foi Stroh, damit eanare Foida ned dafrian.«
Seppis und Franz´ Augen glänzten. Dann sagte Seppi: »Mei, so a Freid. Sigstas Franz, und du hosd gsogt, i hob a Schraum logga, wiama den Stern aufs Doch gnogld hom. Und ez sans do, de heiligen drei König.«
Franz lachte, stieg auf den Hänger und warf den Männern einen Strohballen nach dem anderen zu. Midna stand vor Staunen der Mund offen. »Die Weihnachtsgeschichte von Nussi ist wahr.«

 

Seppi, Franz und die heiligen drei Könige hatten es geschafft, das Stroh zu verteilen, ehe die Wurzeln der Pflanzen Schaden nehmen konnten. Jetzt standen die Sonnenblumen bis zu den Blütenspitzen eingehüllt im Stroh.

Ein wohliges Raunen ging über die Felder. Die Familien fielen sich in die Arme und die Sonnenblumen- und Eichhörnchenkinder packten sich an den Blättern und Pfoten, tanzten im Kreis und jubelten.
»Ihr überlebt«, rief Luisa.
»Der Sommer kann weitergehen«, rief Simon.
»Ich wünschte, ich hätte Geschenke für Euch zum Nicht-Gefriertag«, rief Christian.
»Wir haben´s geschafft«, triumphierte Schlawiner.
»Wieder mal«, sagte Midna zufrieden.
»Das war aber auch ganz schön knifflig diesmal«, sagte Suri.
»Fast unlösbar«, sagte Tobi.
»Ohne uns Eichhörnchen wäre das aber nichts geworden«, sagte Marlene schnippisch. Nussi sah Marlene mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du wolltest wohl sagen ohne Nussi hätten wir das nicht geschafft.«

»Nach Nussi hab ich aber am meisten getan«, sagte Simon.

»Ich hab aber auch geholfen«, warf Luisa beleidigt ein.
Christian runzelte die Stirn. »Niemand hat was gemacht. Der Stern war´s. Ganz allein.«

Darüber mussten die Kinder erst mal nachdenken. Sie kamen zu dem Schluss, dass Christian Recht hatte und es allein der Stern war, der sie gerettet hatte. Midna zwirbelte nachdenklich an einem ihrer Blütenblätter. »Trotzdem wundert es mich, dass wir so gar nichts damit zu tun haben sollen.«
»Deshalb nennt man das ja ein Weihnachtswunder: Weil man sich wundert«, erklärte Nussi.

 

Helianthus machte sich lang und richtete das Wort an die Sonnenblumen: »Liebe Feldfamilie, ab heute feiern wir jedes Jahr am 22. August Weihnachten!« Die Menge tuschelte. »Aber da ist doch sonst immer unser Sommerfest«, rief jemand. Daran hatte Helianthus gar nicht gedacht. »Na gut«, sagte er, »dann verschieben wir halt Weihnachten um ein paar Tage. Hauptsache, wir feiern es. Und zwei Feste sind besser als eins.« Es raschelte in den Feldern, als alle Sonnenblumen begeistert applaudierten.

  

Seppi, Franz und die heiligen drei Könige standen vor dem Schuppen und schauten glückselig auf die Felder. Der Radiomoderator kündigte das nächste Lied an: »Wenn´s scho schneibt, na deaf des foigende Liadl, xunga fo unsam gschmeidigng Dorfchor, ned foin.« Stille Nacht, heilige Nacht tönte aus den Lautsprechern. Die Männer schmunzelten und sangen mit. Auch die Sonnenblumen, Eichhörnchen und Katzen stimmten sofort wieder mit ein. Am lautesten sangen natürlich Midna, Schlawiner, Suri, Tobi, Marlene, Simon, Luisa und Christian.

Midna & Schlawiner - Ein Weihnachtsabenteuer, Copyright  © 2022 by Corinna Böhm

Text "Stille Nacht" von Joseph Mohr 1816, Melodie "Stille Nacht" von Franz Xaver Gruber 1818


Das Sommerabenteuer von Midna und Schlawiner ist als E-Book und Taschenbuch erhältlich. (Klick aufs Bild)

 

 

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